Für ein Interview mit Deutschlands meistausgezeichnetem Sport Marketer hat es uns an den Halterner Stausee verschlagen. Wir haben mit Raphael Brinkert unter anderem über die Unterschiede zwischen analoger und digitaler Welt sowie über Fake News und Algorithmen gesprochen. Außerdem hat er uns verraten, warum in Zeiten von Social Media mittlerweile jeder „seine kleine Ich-AG“ ist und welche Herausforderungen, aber auch Risiken er darin sieht.

– mit Raphael BrinkertSport Marketer

Media Smart e. V.: Inwiefern verändern das Internet und soziale Medien das gesellschaftliche Miteinander?

Brinkert: Ich glaube, schon recht massiv. In der analogen Welt hat man sich noch um acht Uhr an der Apotheke verabredet und alles hatte eine hohe Verbindlichkeit. Mittlerweile schreibt man wahrscheinlich eher um fünf vor acht, dass man vielleicht doch noch einen Alternativtermin wahrnimmt und dergleichen. Also es ist sehr viel unverbindlicher geworden, sehr viel transparenter, sehr viel offener. Dadurch hat man mehr Freunde und Fans und Follower, aber ich glaube in diesen Zeiten ist es dann doch ganz gut, sich den Spiegel vorzuhalten und tatsächlich reale Treffen dann digitalen zu bevorzugen.

Media Smart e. V.: Wie sollen Pädagog*innen und Eltern Ihrer Meinung nach mit der digitalen Transformation umgehen?

Brinkert: Ich würde sagen, offen, ehrlich, auch Verständnis dafür haben, dass man vielleicht selbst Neuland betritt. Das heißt, in den Dialog mit Kids und Jugendlichen gehen und denen zu erklären, dass die Welt gerade, die Gesellschaft, aber auch die Digitalisierung vieles verändert. Ich würde sagen, immer positiv sein, aber tatsächlich auch die Schattenseiten im Blick haben.

Media Smart e. V.: Das Projekt ‚reporter4you‘ soll auf Risiken von Algorithmen und Fake News aufmerksam machen. Wie können Heranwachsende lernen, ihren Newsfeed zu hinterfragen und Fake News zu erkennen?

Brinkert: Es gibt einen Satz, den wir immer gesagt haben: Zeig mir deine Likes und ich sage dir, wer du bist. Also tatsächlich, dass wir unseren Medienkonsum aktiv hinterfragen, dass wir schauen, welche Freundschaftsanfragen nehmen wir an. Also sind es tatsächlich echte Freunde, die man hat, sind es Bekannte aus dem realen Leben oder aber sind es tatsächlich nur virtuelle Bekanntschaften und dann vielleicht auch Fakefriends, Spam oder Hassgeschichten. Ich glaube, genauso kritisch, wie man im echten Leben mit Freunden oder Nicht-Freunden ist, genauso sollte man auch im digitalen Leben damit umgehen.

Media Smart e. V.: Welche Herausforderungen warten auf die junge Generation in Zeiten der Digitalisierung?

Brinkert: Nicht mehr und nicht weniger als bei uns in der Jugend, aber dass die Digitalisierung natürlich Dinge beschleunigt, dass jeder praktisch irgendwie alle sieht, alles konsumiert, aber auch an vielen Stellen tatsächlich eher ein globaler Bürger geworden ist, währenddessen wir noch eher in Deutschland aufgewachsen sind und sehr viel in der deutschen Sprache agiert haben. Jetzt gibt es den Austausch tagtäglich durch Internet, durch soziale Netzwerke auf globaler Ebene. Das hat sehr viele Chancen und natürlich auch Risiken. Herausforderungen sind schon natürlich auch in digitalen Medien: Was teile ich mit Freunden, was verschicke ich auf WhatsApp?

Media Smart e. V.: Wie stellen Sie sich als Werbeagentur einen werbekompetenten Jugendlichen vor?

Brinkert: Ich glaube, dass Jugendliche Werbeprofis sind, weil sie mit einem ganz anderen Medienkonsum aufwachsen, weil sie ganz andere Diskussionen haben über Instagram und Co. zum Thema Authentizität, zum Thema tatsächlich auch, wie generiert man Likes, wie generiert man Follower. Mittlerweile ist jeder seine kleine Ich-AG und das sorgt auch in letzter Konsequenz dafür, dass jeder guckt, dass er sich als Marke präsentieren kann und die digitalen Medien bieten und die Chance dazu und sie bieten uns auch die Chance auf einem Niveau Medien zum einen zu konsumieren, aber auch teilweise zu produzieren, wie es große Konzerne sonst früher nur gemacht haben oder nur machen konnten. Deswegen jeder ist so seine eigene Content-Factory, aber sollte sehr sorgfältig sein mit dem, was er dann ins Netz stellt.

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